Die Türme des Februar

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Zusammenfassung der Handlung

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Die Handlung der Bühnenfassung von Die Türme des Februar hält sich so nah wie möglich an die Textvorlage, das Buch von Tonke Dragt. De torens van februari ist ursprünglich auf Niederländisch erschienen; die deutsche Übersetzung ist im Verlag Beltz&Gelberg.

I. Akt

Und auf einmal steht er am Strand. Er weiß nicht wo er ist, woher er kommt – sogar seinen eigenen Namen hat er vergessen. Er hat Angst. Er sieht das Meer, doch sein Kopf fühlt sich leer an, wie ausgehöhlt. Meer, Wolken, Strand, Dünen – die Worte fallen ihm wieder ein. Ihm wird schlecht, er weiß nicht, was er tut. Der Wind und das Meer machen ein Getöse um ihn herum, er versucht fortzurennen, doch er bricht zusammen.

Er ist immer noch am Strand. Allmählich beruhigt er sich. »Januar, Februar« – diese Worte sind wichtig, da ist er sich sicher, doch woher kommen sie? Nein, verrückt ist er nicht. Er beginnt, in die Dünen zu gehen. Und da sieht er sie: die Türme. Zwei hohe, rechteckige Steinblöcke in der Ferne. Nur ein Wort kann diese Türme beschreiben: Februar. Die Türme des Februar. Er geht dorthin.

Dort bei den Türmen trifft er einen alten Mann, der sich als Thomas Avla vorstellt. Avla hat Mitleid mit dem verwirrten Jungen – er sieht aus wie vierzehn, oder sechzehn vielleicht – und nimmt ihn in seine Hütte auf. Der Junge schaut in einen Spiegel, doch dort blickt ihm ein unbekanntes Gesicht entgegen. Avla bittet ihn, in einem Tagebuch alles aufzuschreiben, was er weiß, damit er es nicht mehr vergessen kann. Immerhin: lesen und schreiben und sprechen, das kann er noch.

In der Tasche des Jungen ist ein kleines Notizbuch. Einige seiner Seiten sind gefüllt mit einer merkwürdigen, unlesbaren Handschrift. Sogar eine Zeichnung ist dabei, mit Pfeilen und Kreisen, aber weder er noch Avla wissen, was es damit auf sich hat. All seine Gedanken und Ängste schreibt der Junge in seinem Tagebuch auf. Der erste Eintrag ist vom 30. Februar; darauf folgt der 31. Februar.

Auch am nächsten Tag erinnert sich der Junge nicht an seinen Namen, und so gibt Avla ihm einen: Tim. Tim darf niemand sagen, dass er sein Gedächtnis verloren hat, denn das ist gefährlich: Er würde verfolgt und gefangengenommen werden. Doch er beginnt Avla zu misstrauen, denn es scheint manchmal, dass dieser in Wirklichkeit vielleicht viel mehr weiß, als er sagt...

Die Türme, neben denen Avla wohnt, sind voller Rätsel. Sie sind nicht von Menschen gebaut, und sind von einen Tag auf den nächsten plötzlich an diesem Ort erschienen. Keiner weiß warum. Am 1. März bekommt Tim einen Schreck: Avla hat die unlesbaren Seiten, die von Anfang an in seinem Tagebuch waren, herausgerissen und weggenommen! Wie soll Tim ihm jetzt noch vertrauen können? Er muss weg, weg von Avlas Hütte!

II. Akt

Tim kommt in eine Stadt. Viele Leute sind dort, doch er kennt niemanden, und traut sich nicht, mit jemandem zu sprechen... zu seiner Überraschung trifft er jedoch auf einen netten Mann, Jan Davit, der Tim in sein Haus einlädt. Dort wohnt auch Téja, seine Tochter. Irgendwie weiß Jan bereits, dass Tim sein Gedächtnis verloren hat! Doch er macht keine Anstalten, Tim gefangen zu nehmen. Im Gegenteil, Tim darf bei den Davits wohnen und sich als Jans Neffe aus Atlantis ausgeben. Er weiß nicht, wo das liegt, aber Téja zeigt es Tim auf einer Karte.

Es lebt sich gut bei Jan, doch in einer Sache sind sie sich uneins: Jan gefällt es nicht, wenn Tim sein Tagebuch schreibt. Jan meint, es wäre besser, wenn Tim seinem Gedächtnis nicht weiter nachtrauern und sich statt dessen auf die Gegenwart konzentrieren würde. Téja nimmt Tim mit zur Schule, und obwohl Tim anfangs Zweifel hatte, muss er feststellen, dass sie ihm gut gefällt. Nach und nach gewöhnt er sich an sein neues Leben. Téja und er unternehmen viel gemeinsam, und sie verlieben sich. Das Leben könnte kaum besser sein. Tim hört auch mit dem lästigen Tagebuchschreiben auf.

Doch eines Tages wird Tim in ein unangenehmes Gespräch verwickelt. Ein Mann namens Wim Jansel ist bei Jan zu Besuch und stellt allerlei Fragen. Tim wird wieder daran erinnert, dass er noch immer nicht weiß, wer er ist. Nun hält er es nicht mehr aus: Er muss die Seiten, die Avla aus seinem Tagebuch entwendet hat, zurückholen. Nur mit ihnen, so ist er überzeugt, kann er herausfinden, wer er einmal war. Widerwillig hilft Téja ihm dabei.

Tim macht sich auf den Weg zurück zu den Türmen, doch in der Hütte findet er Avla nicht. An seiner Stelle wohnt nun ein ähnlich aussehender alter Mann namens Thomas Vaal, der vorgibt, nie von jemand namens Avla gehört zu haben. Tim durchschaut ihn jedoch, schleicht sich davon und sucht Avla in einem der beiden Türme des Februar. Dort findet er ihn auch, und überredet Avla, ihm die Seiten zurückzugeben. Dann verlässt er Avla, dem er nicht trauen kann, und kehrt zu Jan und Téja zurück.

In der Zwischenzeit hat er auch herausgefunden, wie er diese Seiten lesen kann. Es ist nämlich einfach Spiegelschrift.

III. Akt

Tim beginnt mit einem Spiegel die geheimnisvollen Tagebuchseiten zu lesen. Kein Zweifel, das ist seine eigene Handschrift! Diese Worte hat er selbst geschrieben, in den Wochen bevor er sein Gedächtnis verlor. Und was er liest ist schlichtweg unglaublich: Sein Name lautet in Wirklichkeit Tom Wit, und er stammt aus einer anderen Welt. Aus unserer eigenen Welt, in der es kein Atlantis gibt und wo der Februar nur 28 oder 29 Tage hat. Mittels eines geheimen Wortes hat er sich in eine andere Welt versetzt, in der er sich nun befindet. Doch an diesem Übergang zwischen den Welten hat er wohl sein Gedächtnis zurückgelassen.

Das WORT erfuhr er von einem alten Mann namens Thomas Alva. Schnell folgert Tim, dass dies Avla sein muss – er hat seinen Namen einfach umgedreht. Avla oder Alva kannte ihn also doch, nämlich aus seiner Heimatwelt. Und woher kannte Alva das WORT? Die Antwort steht auch in dem Spiegeltagebuch. 1944, das war 20 Jahre zuvor, herrschte Krieg. Alvas Land war besetzt und er wollte weg, um jeden Preis. Durch Suche in alten Manuskripten fand er Hinweise darauf, dass eine andere Welt existierte, eine bessere Welt.

Diese andere Welt, nach der er suchte, ist ein Spiegelbild unserer eigenen (daher erscheint etwas wie das Tagebuch in der anderen Welt spiegelverkehrt). Doch es ist ein etwas verzerrtes Spiegelbild, denn dort herrschte kein Krieg. Die Menschen waren viel glücklicher. Und Alva gelang es, nicht nur das geheime WORT herauszufinden, sondern auch den Zeitpunkt, zu dem man es aussprechen muss: Nur in einem Schaltjahr, am 29. Februar und am 1. April, öffnet sich der Durchgang zwischen den Welten bei Sonnenaufgang.

Im Schaltjahr 1964 erfuhr Tom also durch Alva von dieser anderen Welt, und aus Neugier sprach er am 29. Februar dieses Jahres das WORT aus. Dadurch wurde er in die Welt von Jan und Téja versetzt, wo er von Avla den Namen Tim erhielt. Sein wahrer Name ist also Tom, Téja will ihn aber weiterhin nur Tim nennen.

IV. Akt

Nun weiß Tim zwar, woher er kommt und warum er sein Gedächtnis verlor, aber die Genugtuung bleibt aus. Vielmehr stellt er nun fest, dass seine Situation schwieriger ist als zuvor. Er erinnert sich zwar nicht an das WORT, aber er könnte danach suchen, um am 1. April in seine Heimatwelt zurückzukehren. Dort leben seine Eltern und sein Bruder, die nicht wissen, wo er ist, und sich bestimmt große Sorgen um ihn machen. Natürlich gibt es keine andere Möglichkeit, zwischen den Welten Kontakt aufzunehmen. Andererseits, wenn er zurückkehrt, muss er die geliebte Téja zurücklassen, und mit ihr die herrliche Welt, die so viel besser ist als seine eigene. Er könnte dann erst in vier Jahren, im nächsten Schaltjahr, wieder zu ihr kommen!

Oder vielleicht würde Téja mit ihm kommen? Als er das vorschlägt, entbrennt ein heftiger Streit zwischen Téja und Tim. Nein, niemals würde sich Téja auf so etwas einlassen. Tim hält es nicht mehr aus und rennt fort, zurück zu Avla in den Turm. Auf dem Weg wird er von Wim verfolgt, doch Tim hängt ihn ab und findet Avla schließlich wieder.

Bei Alva erfährt Tim, dass es normal ist, beim Übergang zwischen den Welten sein Gedächtnis zurückzulassen – Avla erinnert sich also ebenso wenig an seine Heimatwelt wie Tim. Das Gleiche passiert bei der Rückreise: Man bekommt zwar sein altes Gedächtnis wieder zurück, verliert aber die Erinnerungen an die Welt, die man soeben verlassen hat. Zurück zu gehen würde für Tim also nicht nur bedeuten, Téja nicht sehen zu können, sondern sie gänzlich zu vergessen. Avla ist dennoch überzeugt, dass Tim zu seiner Familie zurück muss – er trägt ja auch eine Mitschuld an Tims Verschwinden.

Thomas Vaal und Wim Jansel stoßen zur Diskussion in Avlas Quartier im Turm hinzu. Es wird deutlich, dass Besucher aus Toms Heimatwelt nicht unbekannt sind, und quasi zu einem politischen Problem geworden sind. Sie sind unerwünscht, daher Avlas Warnung an Tim, dass er verfolgt und gefangen werden würde. Vaal vertritt Avla in der Hütte am Fuß der Türme, damit man nicht so leicht bemerkt, wenn sich Avla in dieser Welt aufhält. Wim vertritt dagegen die Ansicht, dass alle Reisen zwischen den Welten verhindert werden sollten.

Avla löst außerdem das Rätsel der Türme auf. Sie waren in Alvas Heimatwelt Wohnblocks, die sich noch im Bau befanden. Am 1. April 1956, auch einem Schaltjahr, führte Alva ein Experiment durch, bei dem er versehentlich die beiden Gebäude mit sich selbst in die andere Welt transportierte! Dort, wo sie verschwunden waren, berichteten die Zeitungen über den unerklärlichen Verlust zweier Hochhäuser, doch die Berichte wurden für verspätete Aprilscherze gehalten und bald wieder vergessen. Seither stehen die Türme also nutzlos in der anderen Welt, hässliche Denkmäler an die Weltenreisenden.

Wim stellt Avla und Tim in dem Turm unter Hausarrest und überbringt ihnen den offiziellen Befehl, sich am 1. April in ihre Heimatwelt zu versetzen und nicht zurückzukehren. Außerdem sollen ihre Tagebücher vernichtet werden, die ihre einzige Möglichkeit sind, trotz des Erinnerungsverlusts Wissen aus einer Welt in die andere mitzunehmen. Die Regierung erhofft sich, durch diese Auflagen die unerwünschten Weltenreisen zu unterbinden.

Trotz des Hausarrests trifft sich Tim nochmals mit Téja. Er schlägt ihr vor, der erzwungenen Heimreise zu entgehen und bei ihr zu bleiben, doch sie meint, dass er besser zu seiner Familie zurück sollte. Auch Jan, der zuvor versucht hatte, Tim zu integrieren, ermutigt ihn nun zur Rückreise. So gibt Tim sein Tagebuch an Téja, damit sie es lesen und behalten könne, und beschließt seinen Abschied.

Gemeinsam gelingt es Tim und Avla, sich an das WORT zu erinnern, welches sie zurückbringen kann. Doch Tim ist überzeugt, dass Avla viel lieber bleiben möchte als zurückzukehren. Deswegen verstellt er am Vorabend des 1. April Avlas Wecker, so dass dieser nicht rechtzeitig zum Sonnenaufgang aufwacht. Tim selbst geht an diesem Morgen zum Strand, wo er das WORT ausspricht und aus Téjas Welt verschwindet.

V. Akt

Am 1. April 1964 wird Tom Wit am Strand gefunden, völlig verwirrt und ohne Erinnerungen an das, was er während des vergangenen Monats März getan hat. Er ist also wieder in seiner Heimatwelt. Seine Eltern sind erleichtert über seine Wiederkehr und organisieren für ihn psychologische Behandlung. Erst später liest er das Tagebuch in Spiegelschrift, welches er in seiner Tasche gefunden hatte. Es scheint völlig unsinnig zu sein und erzählt von seinem Aufenthalt in einer anderen Welt, wo er Tim genannt wurde, und von einem Mädchen namens Téja. Aber immerhin bietet es irgendeine Erklärung für sein Verschwinden und seinen Erinnerungsverlust im März 1964. Es scheint, dass Téja ihm kurz vor seiner Abreise das Tagebuch zurückgegeben hat, damit er sich an sie erinnere. Doch er kann sich nicht erinnern. Oder hat er das alles nur phantasiert und geträumt?

Trotz aller Versuche, diese wirren Ereignisse hinter sich zu begraben, lässt die Geschichte Tom keine Ruhe. Immer wieder kommt es vor, dass ihm die ganze Welt fremd erscheint, als ob er nicht hierher gehörte. Er sucht auch nach einer Téja in seiner eigenen Welt, einem Spiegelbild seiner vergessenen Téja, doch er findet niemand. Der Gedanke, dass vielleicht eine bessere Welt existiert – auch wenn er sich nicht sicher ist, ob er seinem eigenen Tagebuch glauben kann – plagt ihn ständig.

Drei Jahre nach seinem merkwürdigen Verschwinden, als Tom 18 Jahre alt ist, fällt ihm auf einmal das WORT wieder ein. Und er fasst den Entschluss, im folgenden Schaltjahr zu versuchen, es auszusprechen. Wenn nichts passiert, wird er wenigstens sicher wissen, dass seine Tagebuchaufzeichnungen nur kindischer Unsinn waren. Er bereitet außerdem seine Tagebücher so auf, dass sie als Buch veröffentlicht werden könnten, falls er doch nochmals verschwindet und nicht mehr zurückkehrt.

Seit dem 29. Februar 1968 wird Tom Wit vermisst. Seine Tagebücher wurden als Buch veröffentlicht.